Natürlich ist eine Strategie mehrere Seiten lang. Aber es hilft Unternehmen, diese auch auf ein klares Statement zu reduzieren. Lesen Sie, wie die „15 Wörter“-Taktik funktioniert.
Ich gehöre auch zu den Leuten, die in der S-Bahn Richtung München Hauptbahnhof auf ihr Smartphone schauen. Meistens lese ich meine Twitter-Timeline und lasse mich von großartigen News und Blogartikeln inspirieren. Ein bestimmter Tweet zum Thema Strategie geht mir nicht aus dem Kopf.
Der Tweet verlinkt zu dem Blogartikel „15 Wörter für die Strategie“ von Alessandro Di Fiore, dem CEO der Mailänder Beratungsfirma European Centre for Strategic Innovation. Sein Text passt hervorragend in meine Arbeitswoche. Denn zusammen mit einer Kollegin bereite ich gerade einen Workshop für einen Kunden vor. Dieser Workshop ist der Startpunkt für die Entwicklung einer Content Strategie. Di Fiores „15 Wörter“-Taktik kann uns nützen. Klasse, dass Doris Eichmeier den Link zum Blogartikel getwittert hat.
Aus Geschichte klares Strategie-Statement ableiten
Damit sich Di Fiores Kunden nicht auf einem ewig langen Strategiepapier verzetteln, bringt er sie in seinen Workshops dazu, ihre Strategie auf ein klares Statement zu reduzieren. Höchstens 15 Wörter lang. Eigentlich unmöglich. Deshalb lässt der Berater die Workshop-Teilnehmer vorher eine Strategie-Geschichte erzählen.
Die Erzählung hilft der Workshop-Gruppe, etwas Kompliziertes – nämlich das, was das Unternehmen plant – vereinfacht und knapp darzustellen. Das funktioniert für riesige Strategien, die alle Firmenbereiche umfassen, genauso wie für eine Content Strategie.
Erzähl-Instrument funktioniert in vier Stufen
1. Es war einmal… .
Di Fiore: ‚Hinter den märchenhaften Einstieg setzt das Unternehmen einen Namen, der für den in der Strategie wichtigsten Kunden steht.‘
Ich mache es uns ein bisschen leichter, diese Erzählstufe zu verstehen. Stellen Sie sich als Unternehmen einen Heimwerker-Webshop vor. Der Einstieg ist vorgegeben – mit „es war einmal“. Die Teilnehmer des Workshops einigen sich auf die Story von Sven, 43 Jahre alt. Er baut ein Haus und will viele Arbeiten selber erledigen, um Geld zu sparen. Aber eigentlich ist Sven nicht sehr begabt.
Jetzt geht es weiter mit der zweiten Erzählstufe.
2. Jedes Mal… .
Di Fiore: ‚Hier schildert das Unternehmen, welches Problem den Kunden deprimierte oder was er jeden Tag widerwillig machen musste.‘
Also gut: Jedes Mal wenn Sven etwas in den Warenkorb schiebt, hat er schon so ein komisches Gefühl, wenn er auf „Bestellung abschicken“ klickt. Denn er hat die Erfahrung gemacht, dass er sich häufig falsches Werkzeug und Material schicken lässt und wieder zurücksendet. Die Produkttexte versteht er nicht. Darüber ärgert er sich.
3. Eines Tages entwickeln wir… .
Di Fiore: ‚Jetzt beschreibt das Unternehmen die Produkte oder Dienstleistungen, die es seinem Kunden anbietet.‘
Eines Tages hat der Webshop die Idee, eine Servicehotline einzurichten. Dort melden sich Handwerker, die Kunden wie Sven alle wichtigen Fragen beantworteten. Außerdem lässt der Webshop seine Produkttexte umschreiben.
4. Endlich… .
Di Fiore: ‚Am Schluss sagt die Firma, was das für den Kunden und das Unternehmen bedeutet.‘
Endlich fühlt sich Sven nicht mehr überfordert. Und der Webshop sieht einen echten Erfolg: Die Abbruchquote im Bestellprozess geht zurück. Die Strategie ist aufgegangen. Und diese Story presst das Unternehmen nun in ein Strategie-Statement:
„Wir wollen, dass unsere Kunden die richtigen Produkte finden und helfen mit Beratung und Texten.“ [15 Wörter]
Autor: Miriam Sahli
Bildquelle: © iStockphoto.com/djumandji