Seit 30 Jahren kommt die Branche auf den Medientagen in München zusammen. Natürlich sind da auch wir mit am Start! Dieses Mal schildert Volontärin Janina ihre Eindrücke.
IDM Goes Medientage München 2016
„Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert“ – das ist das Motto der Medientage München 2016. Bereits zum 30. Mal findet die Veranstaltung im Internationalen Congress Center statt. Für uns als Content Spezialisten ein Pflichttermin. Lesen Sie hier, was Volontärin Janina am abschließenden Kongresstag und Content-Gipfel alles erfahren hat.
Auf den Medientagen trifft sich das Who-is-Who aus den Bereichen Digital Publishing, Content Marketing, Mobile und Social Media, Radio, Start-ups, Streaming und Virtual Reality. Das Ziel: Trends, praktische Lösungen und Innovationen diskutieren. „Virtual Reality zum Anfassen und Ausprobieren“ lautet der Schwerpunkt des diesjährigen Events. Die Veranstaltung lockt mit großen Namen: So stehen am 27. Oktober – dem abschließenden Messetag – unter anderem Panels mit Jörg Blumtritt (CEO von Datarella), Lisa Ludwig (Chefredakteurin von Broadly Deutschland), und Sabine Eckhardt (Chief Commercial Officer von ProSiebenSat. 1 Media) auf dem Plan. Der thematische Schwerpunkt des Content-Tages: Zielgruppen, Big Data Analysis und Social Media.
So viel zu den Hard Facts. Können die großen Erwartungen, die das vielfältige Messeprogramm bei mir weckt, erfüllt werden? Die Antwort lautet: jain. Anstatt proppenvoller Gänge und topmotivierter Aussteller (unter anderem sind der BR, Samsung und das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme mit dabei) treffe ich auf müde wirkende Stand-Menschen und schlendere durch halbleere Hallen. Immerhin: Im Foyer darf man mit VR-Brillen in virtuelle Welten eintauchen. Allerdings bin ich ja nicht zum Vergnügen da, sondern auch, um etwas zu lernen und mein Wissen über die unendlichen Weiten des Content-Universums zu vertiefen.
Wunderwaffe Content Marketing
Aus diesem Grund geht es für mich erst einmal zum Social-Media-Panel. Hier diskutieren unter anderem Katrin Gottschalk, stellvertretende Chefredakteurin der taz, und Sebastian Horn, Leiter von ze.tt – einem im September gegründeten Online-Portal der Zeit-Verlagsgruppe. Ich lerne den Begriff „digital natives“ kennen – junge Zielgruppen, die in der digitalen Medienwelt aufwachsen, und mehrere Kanäle gleichzeitig, punktuell und sprunghaft nutzen. Wir leben in einer Zeit, in der Social Media das Fernsehen als primäre Nachrichtenquelle endgültig abgelöst haben. So das Ergebnis des von Rasmus Kleis Nielsen, Oxford University, präsentierten Digital News Reports 2016.
Insgesamt zwar unterhaltsam präsentiert, aber für mich ein eher geringer Erkenntnisgewinn. Endlich geht es weiter zum Content Marketing Panel. Unter anderem wird hier die Frage gestellt, ob sich Content Marketing für alle Branchen, Zielgruppen und Budgets eignet. Ich nehme mit:
- Die Qualität des Contents geht vor seine Quantität.
- Im Zentrum eines gelungenen Content Marketings steht das Storytelling.
- Gutes Content Marketing braucht ein kanalübergreifendes Reporting.
- Silodenken muss aufgegeben werden, damit eine Content Strategie erfolgreich realisiert wird.
- Der User steht im Mittelpunkt.
Content Marketing und Big Data: Ein perfektes Duo?
Beim Vortrag „Kein Content Marketing ohne Big Data?“ geht es um die Rolle von Big Data Analysen bei der Entwicklung einer geeigneten Content Strategie. Zunächst wird mir die Frage beantwortet, was unter Big Data eigentlich genau zu verstehen ist. Nämlich ein eigenes Forschungsgebiet, das sich dem Umgang mit großen Datenmengen widmet. Basierend auf diesen Daten werden optimal angepasste Content Management Systeme entwickelt.
Ich finde heraus, dass ein rein datengetriebenes Marketing nicht hilfreich ist, um Unternehmensziele zu erreichen – im Fokus stehen der User, der Mensch, das Storytelling. Allerdings sind Datenanalysen hilfreich, um eine zur Zielgruppe passende Content Strategie zu entwickeln, KPIs festzulegen und neue Zielgruppen zu erschließen. Big Data Analysen helfen dabei, die Bedürfnisse der User zu identifizieren. Sie sind das „Sprungbrett“ für kreative Lösungen.
Beim Content-Gipfel, der das Ende der Medientage 2016 einleitet, geht es noch einmal rund: In der Diskussionsrunde zum Thema Meinungsbildung in der Mediendemokratie treffen sich Claudia Neumann (Sportreporterin beim ZDF), Georg Mascalo (Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und SZ), Alfred Sauter (Staatsminister aD), Carline Mohr (Spiegel Online), und Julian Reichelt (bild.de).
Diskutiert wird unter anderem über die Frage, ob Konfrontation in der pluralistischen Medienlandschaft unvermeidbar ist und wie und ob Meinungsfreiheit in Deutschland aufrechterhalten werden kann. Interessant ist Neumanns Schilderung des Shitstorms, der sich gegen sie richtete, nachdem sie ein Fußballspiel der Nationalmannschaft kommentierte. Mohrs Aussage in Bezug auf Frauen in der Medienbranche bleibt mir im Gedächtnis: „Es ist oftmals schwer, als Frau journalistische Arbeit zu leisten. Der Hass, der sich online gegen Journalistinnen richtet, ist unerschöpflich.“
Mascolo stichelt mit Äußerungen zum Thema „monothematischem Überwältigungsjournalismus“ Richtung Reichelt. Dieser fühlt sich angegriffen und unterstellt den anderen Diskussionsteilnehmern, dass sie seinem Format die Instrumentalisierung von Hass vorwerfen. Die Stimmung ist aufgeheizt. Zu recht! gibt es Buhrufe aus dem Publikum für Reichelts polemische Aussagen zum Thema postfaktischer Journalismus („postfaktischer Journalismus bietet einen reichen Schatz an Möglichkeiten der Berichterstattung“).
Mit dieser hitzigen Diskussion gehen die Medientage für mich zu Ende. Mit viel Input, neu angeeignetem Wissen und gut unterhalten trete ich den Heimweg an. Bis zum nächsten Jahr!
Bildquellen: Ippen Digital Media